Montag, 30. April 2007

Der Fluch der goldenen Blume - Filmkritik

Mit Hero und House Of Flying Daggers schuf der chinesische Regisseur Zhang Yimou zwei optisch brillante Kampfkunst-Dramen. Sein neuester Film ist das prunkvoll ausgestattete Drama Der Fluch der goldenen Blume.

Kinostart: 26. April 2007.
(Man Cheng Jin Dai Huang Jin Jia) (Originaltitel)
(Curse Of The Golden Flower) (englischer Titel).
Historiendrama China/Hongkong 2006. Regie: Zhang Yimou. 114 Minuten. FSK ab 12.
Mit Chow-Yun Fat, Gong Li, Jay Chou, Liu Ye, Ni Dahong, Qin Junjie, Li Man, Chen Jin u.a.



China, im zehnten Jahrhundert: am kaiserlichen Hof steht das alljährliche Chrysanthemenfest bevor. Nach außen hin gibt sich die Herrscherfamilie keine Blöße, um nicht den Frieden zu gefährden. Doch unter der prunkvollen Fassade des Palastes brodelt es gewaltig. Die Kaiserin (Gong Li) hat bereits seit Jahren ein Verhältnis mit ihrem Stiefsohn, dem Kronprinz Xiang (Ye Liu). Ihr Gatte, der stolze Kaiser (Chow-Yun Fat) lässt durch seinen Leibarzt (Ni Dahong) seit einiger Zeit eine schleichende Dosis Gift in die Medizin der Kaiserin mischen. Mit Chan (Man Li), der Tochter des Leibarztes, will der Kronprinz durchbrennen und seinen Anspruch auf den Thron an seinen Bruder Jie (Jay Chou) abtreten. Das traditionsreiche Fest rückt immer näher, während die Situation im Palast allmählich eskaliert.

Nachdem er mit Hero (2002) und House Of Flying Daggers (2004) im Martial-Arts-Genre (auch „Wuxia“ genannt) international sehr erfolgreich war, drehte Chinas Starregisseur Zhang Yimou das chinesisch-japanische Road-Movie Riding Alone For Thousands Of Miles (2005), das in deutschen Kinos bisher nicht zu sehen war. Mit Der Fluch der goldenen Blume wagt sich der 56jährige wieder mehr in Richtung Martial Arts. Mit Chow-Yun Fat (Tiger & Dragon, Fluch der Karibik 3) und Gong Li (Die Geisha, Miami Vice) als Kaiserpaar bietet die Besetzung zwei der größten chinesischen Filmstars auf. Gong Li und Zhang Yimou waren früher sowohl beruflich als auch privat Partner und drehten gemeinsam zehn Filme, darunter Rote Laterne (1991) und Shanghai Serenade (1995). Der taiwanesische Pop-Sänger Jay Chou spielt den zweiten Sohn des Kaisers. Mit geschätzten 45 Millionen Dollar Budget ist diese Streifen der teuerste und gleichzeitig auch der finanziell erfolgreichste Film Chinas. Die Story basiert auf dem Theaterstück „Das Gewitter“ des Autors Cao Yu von 1934.

Um eines gleich klarzustellen: Der Fluch der Goldenen Blume ist kein Kampfkunst-Actionfilm an sich, sondern vielmehr eine Mischung aus klassischer Tragödie, Kostümfilm und Historiendrama. Die Intrigen am kaiserlichen Hofe haben Shakespeare-Format. Durch die bis ins kleinste Detail geordneten Vorgänge im Palast fühlt man sich fast in eine Theateraufführung versetzt. Zhang Yimou bleibt sich auch bei diesem Film treu und bietet ein scheinbar endloses Farbenspektakel. Waren seine ersten beiden Martial-Arts-Streifen schon von beeindruckender Farbenpracht durchsetzt, so setzt Der Fluch der Goldenen Blume dem Ganzen noch die Krone auf. Überbordende Kostüme und Rüstungen, gigantischer Schmuck sowie unendlich farbenprächtge Sets. Dafür bekommt man als Zuschauer nur wenige Flugkampfszenen zu sehen. Optisch ist dieses Werk sicherlich brillant. Darin liegt auch das Problem des Films: denn mit der Zeit schwelgt dieser nur noch in seinen Farben und vergisst dabei, dass er eigentlich eine gute Story mit potentialträchtiger Figurenkonstellation zu Ende führen könnte. Am Schluss gibt es nur Gemetzel und am Ende bleibt im Prinzip (personelle Verluste ausgenommen) alles beim Alten. Dem sehr blutigen und für eine FSK-12-Freigabe nicht geeigneten Gemetzel folgt die groteske Krönung, ein Feuerwerk. Vorher kämpfen viele goldene Männchen gegen noch mehr schwarze (oder waren es blaue?). In und um den Palast dezimieren sich die Mitglieder der Königsfamilie auf menschenverachtende Weise gegenseitig.
Regisseur Zhang Yimou hat für seine sozialkritischen Filme in den 80ern und 90ern viel Kritik aus seinem Heimatland einstecken müssen. Mit diesem und seinen letzten beiden Werken hat er sich den strikten Vorgaben der staatlichen chinesischen Zensurbehörden angenähert. Vor allem die Botschaft hinter Der Fluch der Goldenen Blume ist extrem fragwürdig, wird doch die Unterdrückung im Rahmen der Ordnung als moralisch vollkommen legitim dargestellt.
Bei den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking wird Zhang Yimou übrigens die Eröffnungsfeier inszenieren. Die zum Teil gigantischen Massenszenen in diesem Film waren sicher eine gute Übung.

Fazit: Optisch brillanter Bilderrausch, der aber am Ende keine Story mehr hat. Deshalb nur 5 von 10 Punkten.

Bilder: (c) Tobis.